Andreas Sander vor Weltcup-Comeback: Über Colorado zurück in die Weltspitze

Gütersloh, 25. Oktober 2019. Knapp ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss bei einem Trainingssprung im italienischen Bormio steht DSV-Athlet Andreas Sander vor seinem Weltcup-Comeback: Am 30. November wird der 30-Jährige beim Saisonauftakt der Weltelite der alpinen Speed-Spezialisten im kanadischen Lake Louise an den Start gehen. Bis dahin stehen noch wichtige Trainingsblöcke in Sölden und nach Abflug in die USA in Colorado auf dem Plan, bei denen sich der Olympia-Achte von 2018 den letzten Schliff für die neue Saison holen will. Im Interview spricht Sander über Qualität im Training, das erste Rennen und das Niveau der weltweiten Konkurrenz.

Herr Sander, nach einer schweren Verletzung wahrscheinlich die häufigste Frage: Wie geht es dem Knie?

Dem Knie geht es sehr gut, ich habe keine Probleme und musste auch bei größeren Trainingsumfängen keine Rückschläge verkraften.

Müssen Sie im Alltag das Knie noch besonders trainieren?

So ein operiertes Knie braucht auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit, ich muss mich und das Knie mehr dehnen, etwas längere Aufwärmphasen einplanen und mehr Regeneration. Für mich heißt das primär den eigenen Körper aktiver wahrzunehmen und im Training mehr auf die Qualität als auf die Quantität der Übungseinheiten zu achten. Das ist als erfahrenerer Skifahrer aber ohnehin eine wichtige Lektion, dass nicht der gewinnt, der am meisten trainiert.

Im September haben Sie einen Trainingsblock in Chile absolviert, wie waren die Bedingungen vor Ort?

Das Panorama und das Wetter in Chile waren überragend, auch wenn wir kurzfristig auf ein anderes Skigebiet ausweichen mussten. Dort hatten wir mit den Pisten etwas Pech, da die steile Piste für uns Abfahrer leider nicht präpariert werden konnte. Dennoch konnten wir hier bei verlässlichen Schneebedingungen ein gutes Techniktraining absolvieren – deutlich verlässlicher als in Europa, wo wir diesen Sommer kein Glück mit den Schneebedingungen hatten.

Wie sehen die nächsten Tage und Wochen bei Ihnen aus?

Gerade bin ich in Sölden zum Trainieren. Am 8. November fliegen wir in die USA, unser Material schon deutlich früher. Bis dahin stehen noch maximal sechs Skitage an, danach ein Konditionsblock und eine letzte Regenerationsphase vor dem Abflug. In Colorado legen wir dann noch für circa zwei Wochen einen ganz wichtigen letzten Trainingsblock mit viel Abfahrtstraining und hohen Geschwindigkeiten ein, da werden wir optimale Bedingungen vorfinden.

Im April haben Sie in einem Interview gesagt: „Momentan ist der erste Skitag deutlich dicker im Kalender eingetragen als das erste Rennen.“ Jetzt, wo der erste Skitag schon war, geht da der Fokus auf das erste Rennen?

Ich freue mich auf das erste Rennen, klar, aber im Moment gilt der Fokus erstmal noch dem Trainingsblock in den USA, da holen wir uns den Feinschliff für die Saison. Fünf bis sechs Tage vor dem ersten Weltcup fliegen wir zum Wettkampfort nach Lake Louise und absolvieren dort noch die letzten Trainingseinheiten vor dem Wettkampf. Dann steigt auch die Vorfreude.

Bekommt man im Sommer schon Eindrücke von seinem eigenen Leistungsstand und dem Niveau der Konkurrenz?

Eigentlich ja, normalerweise sieht man in den Trainingseinheiten auch im internationalen Vergleich ein bisschen, wer wie drauf ist, wer neues Material testet und so weiter. Allerdings gab es dieses Jahr durch die schwierigen Wetterbedingungen kaum gemeinsame Trainingseinheiten mit der Konkurrenz. Das können wir dann ein bisschen in Colorado nachholen, allerdings ist der Schnee dort sehr speziell, sodass die Zeiten auch wieder nicht aussagekräftig sind.

Ab dem 30. November wissen wir dann mehr, wenn der erste Weltcup im kanadischen Lake Louise ansteht. Für Sie ist es der erste Wettkampf seit fast einem Jahr – setzen Sie sich konkrete Ziele?

Keine Platzierungen, da lass ich mich erstmal überraschen. Ich will schauen, wie es läuft, manchmal geht es nach einer Verletzung direkt gut, manchmal dauert es ein paar Rennen, da setze ich mir keinen Druck. Ich will mich in der Weltrangliste hocharbeiten, damit ich wieder in der Startgruppe der 20 Besten starte und mich dann weiter nach oben orientieren.

Welche Highlights setzen Sie sich für die kommende Saison?

Es gibt kein Großereignis im nächsten Winter, auf das ich unbedingt hintrainieren muss. Stattdessen stehen viele schöne Momente im Rennkalender, Kitzbühl ist natürlich immer ein Highlight für uns Abfahrer. Gerade der Januar ist mein Lieblingsmonat, unter anderem mit den Rennen in Kitzbühl und Wengen. Ich hoffe, dass ich spätestens dort in einer sehr guten Form bin und die guten Ergebnisse der vergangenen Jahre bestätigen kann.

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