Andreas Sander vor Weltcup-Comeback: Über Colorado zurück in die Weltspitze

Gütersloh, 28. November 2019. Am Samstagabend zur deutschen Prime-Time um 20:15 Uhr startet mit der Abfahrt im kanadischen Lake Louise der erste Weltcup der alpinen Speedfahrer. Andreas Sander wird dort fast ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss bei einem Trainingssprung sein Weltcup-Comeback feiern. Nach einer langen Reha-Phase und zahllosen Trainingseinheiten brennt der 30-Jährige auf das erste Rennen und die Standortbestimmung in der Weltelite. Im Interview spricht der Olympia-Achte von 2018 über den zauberhaften Schnee in Colorado, die wache Konkurrenz und einen grünen Helm für mehr Umweltbewusstsein.

Herr Sander, am Samstag geht es auch für die Speed-Fahrer endlich wieder los im alpinen Skizirkus – auf einer Skala von unfassbar bis unglaublich, wie groß ist die Vorfreude?

Beide Begriffe treffen es sehr gut, ich bin einfach voller Vorfreude! Das erste Rennen der Saison ist immer besonders, nach meiner letztjährigen Verletzung umso mehr. Ich bin positiv aufgeregt und will unbedingt endlich wieder Rennen fahren. Die vergangenen beiden Trainingswochen waren noch einmal sehr wichtig, daraus kann ich viel mitnehmen und bin optimistisch, was die Saison und den Saisonstart angeht.

Mit welcher Form gehen Sie aus den letzten Trainingseinheiten ins Renngeschehen?

Wir waren für die letzten beiden Trainingswochen in Copper Mountain in Colorado, wo wir nochmal sehr anspruchsvolle Abfahrtstrainings einbauen konnten mit zwei Sprüngen, viel Gelände und vielen Wellen. Die Bedingungen sind hier in den USA teilweise fast zu gut: Es gibt kaum irgendwo auf der Welt einen Schnee, bei dem das Skifahren so unglaublich Spaß macht und es tut gut, bei der hohen Geschwindigkeit zu trainieren. Das verleitet allerdings auch dazu, sich zu überschätzen, denn das Tempo ist auch trotz kleiner technischer Fahrfehler in der Regel sehr hoch. Die Form ist in dem Trainingsblock wie geplant nochmal deutlich angestiegen, wo sie genau steht, werden wir dann am Samstag ein erstes Mal sehen.

Jetzt sind Sie zum ersten Rennen der Saison nach Lake Louise geflogen, welchen Eindruck haben Sie von den Bedingungen vor Ort?

Die Bedingungen in Nordamerika sind meistens gut, aber so viel Schnee hatten wir auch hier seit langem nicht mehr. Das Rennen stand nie auf der Kippe. Wir sind am Montag in Lake Louis angekommen und die Schneebedingungen lassen sich sehr gut an, keine extrem schwierigen oder eisigen Pisten. Winterlich, kalt, verschneit – einem traumhaften Start steht nichts mehr im Wege.

Konnten Sie vor Ort schon einen Blick auf die Konkurrenz werfen?

Ja und Nein: Wir haben zwar ein paarmal mit Frankreich, Italien oder Österreich trainiert, allerdings wird bei diesen Trainings viel getestet in Sachen Skier, Wachs oder Set-Up. Das macht es schwierig, das Leistungsniveau von außen zu bewerten. Ich schaue auch immer nur mit einem kleinen Auge auf die Konkurrenz und mehr auf mich, wie kann ich mich verbessern? Die Konkurrenz wird auch dieses Jahr wieder da und stark sein, ich erwarte die üblichen Verdächtigen plus wie jedes Jahr ein bis zwei neue pro Nation. Die Konkurrenz schläft nicht, aber das macht mir keine Angst. Ich muss meine Bestleistung bringen, um dahinzukommen, wo ich hinwill.

Eine optische Änderung wird am Samstag schon beim Start ins Auge stechen – Sie sind mit einem neuen, grünen Helm unterwegs. Die Farbe der Hoffnung?

Das verbinde ich mit Grün tatsächlich sehr stark, die Hoffnung im Neuanfang nach meiner Verletzung, neue Saison, neues Team, neue Trainer, neuer Helm – und dahinter steht natürlich auch ein neuer Sponsor. Und in diesem Zusammenhang steht das Grün für eine noch wichtigere Sache, nämlich für einen stärkeren Umweltschutz. Mein neuer Sponsor PistenBully, bisher vor allem über die Farbe Rot präsent, hat dieses Jahr die erste rein elektrisch angetriebene Pistenraupe als Studie präsentiert – ein wie ich finde wichtiger Schritt, um den Skisport weltweit nachhaltiger zu gestalten. Und da freue ich mich sehr, dass mir dieses wichtige Thema farblich quasi auf die Stirn geschrieben steht.

Umweltschutz und Wintersport haben keine nur einfache Beziehung – wie präsent ist das Thema für Sie im beruflichen und privaten Alltag?

Sehr präsent, ich wohne direkt am Alpenrand, wo ich mich viel und gerne in der Natur aufhalte und ich weiß, wie schützenswert und verletzlich unsere Natur ist. Natürlich ist mein beruflicher Alltag von vielen Reisen und CO2-intensiven Flugstunden in vergleichsweise entlegene Bergregionen geprägt. Daher engagiere ich mich über den Verband in den Kampagnen #DeinWinterDeinSport und #careforfuture als Pate und freue mich, dass wir als Wintersport mit den Verbänden DSV, DSLV und Snowboard Germany als erste deutsche Sportverbände die UN-Deklaration „Sports for Climate Action Framework“ unterschrieben haben. Natürlich wird es immer Kritiker geben, aber wir sehen das Positive: Gesundheit, Freude, Bewegung, Menschen zusammen in die Natur bringen. Und diese Möglichkeiten wollen wir auch für die nachkommenden Generationen erhalten.

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